Spendenorganisationen aufgepasst: Gutes Herz reicht nicht – Wirkung braucht mehr
- Markus Britschgi
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Spendenbereitschaft ist kein Selbstläufer. Wer meint, mit ein paar warmen Worten und einem sympathischen Sujet öffnen sich die Herzen (und Portemonnaies), der irrt. Unsere aktuelle Analyse im Schweizer Spendenmarkt zeigt: fast alle Organisationen haben Luft nach oben – und zwar nicht wenig.
Was kann der Spendenmarkt daraus lernen?
· Bekanntheit heisst noch lange nicht Relevanz
Viele Organisationen sind dem Namen nach bekannt – aber kaum präsent im Kopf. Gestützt erinnern wir uns irgendwie an alle Organiationen. Aber wer in der ungestützten Wahrnehmung nicht genannt wird, verpasst seine Chance, wirklich wahrgenommen zu werden. Diese Wahrnehmung muss aktiv gepflegt werden – sonst bleibt man der gute Geist im Hintergrund.
· Regionalität braucht Sichtbarkeit
Viele gemeinnützige Organisationen arbeiten lokal – aber sie werden nur als nationale Marke wahrgenommen. Das ist ein Image-Upgrade für die Dachmarke, aber ein Handicap für die konkrete Wirkung vor Ort. Regional tätige Organisationen müssen ihren lokalen Bezug deutlich machen – sonst verschenken sie Wirkung, Vertrauen und somit auch potenzielles Spendengeld.
· Die Jungen mögen euch – aber sie spenden (noch) nicht
Jüngere Menschen stehen gemeinnützigen Themen offen gegenüber, aber klassische Spendenmechaniken greifen bei ihnen kaum. Organisationen tun gut daran, sich über neue Modelle für die Spendengenerierung Gedanken zu machen: auffällig, digital, mit sozialem Echo. Sympathie ist gut – aber erst Engagement bringt Wirkung.
· Angebote allein reichen nicht – man muss sie auch kennen
Viele NGOs bieten ein beeindruckendes Portfolio an Unterstützungsleistungen – aber die wenigsten wissen davon. Wer Wirkung erzielt, darf sich nicht verstecken. Sichtbarkeit im Alltag, konkrete Geschichten und wiederholbare Botschaften machen aus Angeboten echte Markenwerte. Storytelling motiviert zu Markennähe. Und damit auch zu potenziellen Spendengeldern.
· Emotion reicht nicht – Handlung braucht Auslöser
Viele Kampagnen sprechen emotional an, aber lassen das Publikum im „gefühlten Nichts“ zurück. Die zentrale Frage lautet: Und jetzt?Ohne klaren Impuls – sei es Spenden, Teilen, Mitmachen – bleibt gute Werbung bloss schöne Werbung. Oder wie es im Marketing so schön heisst; CTA (call to action).
· Wertebotschaften polarisieren schneller, als man denkt
Ob "gemeinsam für alle", "Nähe zählt" oder "für eine bessere Zukunft" – viele Organisationen setzen auf starke Slogans mit moralischem Anspruch. Das kann Vertrauen schaffen, birgt aber auch Risiken: nicht jede Zielgruppe versteht solche Botschaften gleich. Die einen sehen darin echten gesellschaftlichen Zusammenhalt, andere nur wohlklingendes Schönreden.Wir lernen; wer mit grossen Worten wirbt, muss auch bereit sein, sie verständlich einzuordnen und zu zeigen, was konkret dahintersteckt.
Das Fazit unserer Analyse: Ohne Wirkung keine Wirkung
Wirkung zu erzeugen ist kein Zufall. Es braucht Daten, die nicht nur Zahlen liefern, sondern Einsicht. Zielgruppen, die man nicht nur kennt, sondern auch versteht. Und Kampagnen, die nicht nur schön sind, sondern auch zünden.
Diese Analyse zeigt klar auf, dass eine starke Marke immer ein guter Anfang ist. Doch echte Wirkung beginnt dort, wo man bereit ist, auch unbequeme Fragen zu stellen und diese zu überprüfen. Und dann zuerst die Antworten auszuwerten, bevor dann das nächste Sujet rausgejagt wird.
Marktforschung ist kein Luxus, sondern ein Reality-Check, den jede gute Idee braucht.
Am besten, bevor sie auf Plakaten landet.
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